Wenn die Trauer ins Businessleben einzieht – Persönliche Gedanken und Impulse aus einer schweren Zeit
Diese Zeilen fallen mir nicht leicht – sie sind anders als alles, was ich bisher veröffentlicht habe. Und sie entstehen aus einem traurigen Anlass, den ich mir so nie gewünscht hätte. In dieser besonderen Podcast Folge Nr. 64 – und nun auch in diesem Blogartikel – geht es um ein Thema, das in der Businesswelt oft zu wenig Platz bekommt: Trauer. Ich möchte heute sehr persönlich mit dir teilen, wie mich zwei Todesfälle in kurzer Zeit tief erschüttert haben – und wie ich gelernt habe, mit dieser Trauer umzugehen, ohne mich selbst zu verlieren.
Triggerwarnung:
Bevor du weiterliest: In diesem Beitrag spreche ich über Tod und Trauer. Wenn dich dieses Thema aktuell überfordert, ist es völlig okay, wenn du hier aufhörst zu lesen und zu einem anderen Zeitpunkt wiederkommst.
Trauer trifft auch die Businesswelt – und sie braucht Raum
Der Tod meiner Oma im November 2024 hat mich bereits stark mitgenommen. Sie war meine letzte lebende Großmutter, eine zentrale Figur meiner Kindheit, und ihr Weggang hat eine Generation in meiner Familie ausgelöscht. Doch was mich emotional völlig aus der Bahn geworfen hat, war der plötzliche Tod einer jungen Bekannten im Frühjahr 2025 – einer Mutter von fünf Kindern, kaum älter als ich.
Es ging alles so schnell. Innerhalb weniger Wochen nahm eine heimtückische Krankheit ihr das Leben. Ihre Familie lebt in unserem Ort, ihre Kinder waren mit meinen befreundet – die Nähe und Ähnlichkeit zu meinem eigenen Leben haben mich tief erschüttert. Plötzlich fühlte sich alles so nah, so real, so verletzlich an.
Schockstarre statt Produktivität
Ich bin eigentlich ein Mensch voller Energie. Ich liebe meinen Beruf und habe normalerweise ein hohes Arbeitspensum. Doch in den Wochen nach dieser Nachricht war ich wie gelähmt. Ich konnte kaum arbeiten, sagte viele Termine ab – andere wurden von außen abgesagt, fast als wäre da eine höhere Macht im Spiel.
In den ersten Monaten des Jahres 2025 habe ich so wenig gearbeitet wie noch nie zuvor. Und das war okay. Denn ich war nicht in der Lage, zu funktionieren. Trauer zeigte sich bei mir wie ein Burnout: keine Energie, keine Ideen, keine Kraft.
Jeder trauert anders – und das ist in Ordnung
Was ich in dieser Zeit gelernt habe: Trauer ist individuell. Es gibt kein “richtig” oder “falsch”. Manche Menschen funktionieren scheinbar ganz normal weiter – das heißt nicht, dass sie nicht trauern. Andere ziehen sich zurück, schweigen, weinen, starren ins Leere. Und alles ist okay.
Ich habe mich oft gefragt: Warum trauere ich so sehr? Warum trifft mich der Tod dieser Bekannten so tief? Die Antwort ist einfach: Weil es mich emotional berührt hat. Und genau deshalb ist es wichtig, nicht zu bewerten, wie und warum jemand trauert. Weder bei sich selbst noch bei anderen.
Was mir geholfen hat – und was dir helfen kann
Hier ein paar Impulse, die mir in dieser schweren Zeit geholfen haben:
- Akzeptieren, dass ich gerade nicht leistungsfähig bin. Und das auch offen kommunizieren – mit Kund:innen, Kolleg:innen und mir selbst.
- Gutes für mich tun. Spaziergänge, Ruhe, Schlaf, Eis essen, einfach nichts tun – was sich gut anfühlt, ist richtig.
- Kleine Ziele setzen. Statt zehn To-Do´s am Tag nur zwei – und das ist genug.
- Routinen aufbauen. Struktur gibt Halt: tägliche Spaziergänge, bewusste Auszeiten.
- Innere Verbindung zu den Verstorbenen spüren. Was würde meine Oma sagen? Was hätte meine Freundin mir geraten? Diese innere Stimme begleitet mich.
- Mitgefühl – auch im Business. Wenn jemand in deinem Umfeld trauert, frag: „Was brauchst du?“ Und: Erlaube auch dir selbst, Raum zu nehmen.
Mein Appell: Mehr Menschlichkeit im Business
Trauer gehört zum Leben – und auch ins Berufsleben. Wir dürfen sie nicht wegsperren, nicht kleinreden. Wenn jemand in deinem Team, bei deinen Kund:innen oder Kolleg:innen trauert, dann öffne den Raum. Sag: „Nimm dir Zeit. Wir schaffen das gemeinsam.“
Und wenn du selbst betroffen bist: Erlaube dir die Trauer. Ohne schlechtes Gewissen. Ohne Bewertung.
Ich hoffe, dass du diesen Beitrag nicht so schnell brauchst. Aber wenn doch, wünsche ich dir, dass er dir ein bisschen hilft, dich gesehen fühlst – und vielleicht sogar Mut schöpfst.
Danke fürs Lesen.
Alles Liebe,
Deine Dunja Schenk